Selbstorganisation und Kollegiale Führung

Was ist das?

Kollegiale Führung (häufig auch: Agile Führung) ist eine spezielle Organisationsform in einem Unternehmen. Die Gestaltung der Organisation erfolgt selbstbestimmt durch die Mitarbeitenden und dialogisch auf Augenhöhe. Formelle Hierarchien sind größtenteils aufgehoben, die Führungsaufgaben werden auf möglichst viele Mitarbeitende verteilt. Macht, die aufgrund einer bestimmten (Führungs-) Position ausgeübt wird, gibt es nicht mehr. Allerdings gibt es eine klare aufgabenbezogene Führungsverantwortung Einzelner oder kleiner Gruppen, in der die jeweiligen Rechte und Pflichten definiert und vereinbart werden.

Das bedeutet: viele denken mit, übernehmen Verantwortung und versuchen, die Belange des Gesamtunternehmens im Blick zu haben. Und: Jeder muss sich an Regeln halten.

Es ändert sich also die Führungsstruktur einer Organisation, wenn sie nach solchen Prinzipien arbeitet. Nicht mehr Konzentration von Macht und Entscheidungsbefugnisse auf wenige, die sogenannte Führungspositionen innehaben, sondern Führung auf Zeit für ein bestimmtes Aufgabengebiet, für eine zu erledigende Aufgabe.

Damit wird erreicht, dass sich möglichst jede Mitarbeiterin mit ihren Talenten einbringen kann. Eigenverantwortlichkeit, Effizienz, Beweglichkeit und Arbeitsfreude können so eine enorme Stärkung erfahren und neue Fähigkeiten können sich entwickeln. Die Organisation wird zu einem lebendigen, lernenden Organismus, in dem Verantwortung geteilt wird und wechselt.

Was ist es nicht?

Eine häufige Befürchtung ist, dass selbstorganisierte Teams, die nach kollegialen Führungsprinzipien arbeiten, erst nach endlosen Entscheidungsprozessen zu einem Ergebnis kommen, dass sich informelle Führungsstrukturen bilden, jeder einfach mal macht, wie er denkt und alles im Chaos versinkt. Das ist in einer gelingenden Selbstorganisation nicht der Fall – wenn ein paar wichtige Punkte beachtet werden.

Was braucht es?

Damit Kollegiale Führung ihre Vorteile entfalten kann, braucht es bestimmte Bedingungen und klare Regeln. Die Basis bildet eine Kultur des Vertrauens, des Zu-trauens und der Respekt vor der Mündigkeit eines jeden Menschen.

Weitere Zutaten sind: es braucht Bedingungen, dass Menschen in ihrer Ganzheit da sein können, verlässliche Kommunikations- und Informationsprozesse, einen klaren Rahmen, regelmäßige Retrospektiven, wertschätzendes und kritisches Feedback, effektive Strukturen für Beratungs- und Entscheidungsprozesse und ein gutes Konfliktmanagement.

Kollegiale Führung ohne die Konzentration von Macht und Verantwortung in einer starren Führungshierarchie ist ein großes soziales Lernprojekt für alle Beteiligten. Es gibt gelingende Beispiele dafür im Non-Profit und Profit-Bereich. Ihre Erfahrungen machen Mut, diesen Schritt zu gehen.

Wir unterstützen und begleiten Teams und Organisationen bei der Umsetzung. Sprechen Sie uns gerne an.